Sektorkopplung, Verkehrswende und Versorgungssicherheit: Diskussionen auf dem EnBW-EWC in Berlin

10.10.2018 | Auch hier zu finden im Web

Elektromobilität
Energiewende

Gestern fand im Berliner Büro der EnBW unser EWC, Energie-und-Wirtschafts-Club, statt. Eine regelmäßige Veranstaltung, in der wir mit kompetenten Gästen über aktuelle energiepolitische Themen diskutieren. Dienstag mit dem Niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies, Staatssekretär Thomas Bareiß und dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Grünen Oliver Krischer zu Sektorkopplung, speziell der Verkehrswende. Ich durfte ebenfalls einen Diskussionsbeitrag leisten. Dass das Thema zur Zeit die Gemüter bewegt, merkte man schon an der Teilnahme: Mit über 100 Besuchern war die Bude gerammelt voll.

In meinem Vortrag bin ich auf die Aktivitäten der Netze BW zu Elektromobilität eingegangen. Wir machen in diesem Bereich eine ganze Menge. Über unseren wohl einzigartigen Feldversuch in Ostfildern, in dem wir heute schon das praktische Leben im Endausbau der Elektromobilität untersuchen, habe ich hier schon ein paarmal berichtet. Am Beispiel Stuttgart habe ich aufgezeigt, wie man heute bereits mit verfügbaren netzwirtschaftlichen und demografischen Daten abschätzen kann, wo welcher Netzausbau durch die Elektromobilität notwendig sein wird. Ganz simpel skizziert: Man startet mit der einfachen Basisannahme, dass jede Ladestation auch einen Parkplatz braucht. Daten über Haus- und Grundstückspreise helfen, die wirtschaftliche Kraft der in einem Viertel lebenden Haushalte abzuschätzen, zumindest für unsere Analyse in ausreichend genauer Form. Wo räumliche und wirtschaftliche Möglichkeiten zusammenkommen, werden wahrscheinlich schneller Elektromobile angeschafft – entsprechend wird somit auch ein Netzausbau notwendig.

Zum Schluss meines Vortrags habe ich aber noch folgende Folie gezeigt.

Ich sehe die Diskussionen zur Versorgungssicherheit durchaus kritisch. Mit Blick auf die großtechnische Erzeugung läuft sie mit den falschen Werkzeugen (hier findet sich, was ich damit meine). In der langfristigen Perspektive ist sie zu zentralistisch. In der Zukunft wird Versorgungs- und Systemsicherheit ein dezentrales Thema werden. Natürlich ist es angenehmer, so ein wichtiges Thema nur mit vier Übertragungsnetzbetreibern zu besprechen – es sind nur vier, diese machen ihren Job schon sehr lange und sehr gut und wissen wirklich, wovon sie reden. Der Trend geht aber in die andere Richtung und eine Diskussion, die schon vom Ansatz her am Trend der Zukunft vorbeigeht, wird in die Irre gehen. Zugegeben, wir Verteilnetzbetreiber sind als Gruppe ein schwieriger Haufen – rund 900 Unternehmen, extrem heterogen, extrem unterschiedlich in Größe und Fokus, und für manche von uns sind Themen wie Systemgleichgewicht und Systemdienstleistungen neu. Aber so wie die Energiewirtschaft dezentraler wird, wird auch die Versorgungssicherheit dezentraler. Dafür brauchen wir neue Konzepte, an denen wir arbeiten sollten. Ein Beispiel in Baden-Württemberg ist DA/RE (siehe hier, es gibt in Deutschland noch ein paar ähnliche Projekte), aber (selbst-)kritisch betrachtet: Hier ist mehr zu tun - von der Politik und von uns.

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