Der PV-Report der Netze BW

12.11.2020 | Auch hier zu finden im Web

Netze BW
EEG

Im Grundsatz haben Netzbetreiber eine gute Datenlage in Bezug auf das netz- bzw. energiewirtschaftliche Geschehen in ihrem Netz – wir sehen alle Verbrauchs- und Produktionsdaten von allen Kunden. In der Nutzung dieser Daten sind wir in zweierlei Hinsicht beschränkt. Zum ersten gibt es aus Datenschutz und den Entflechtungsvorgaben des Energiewirtschaftsgesetzes enge Vorgaben, wie wir diese Daten benutzen dürfen, und zum zweiten – so ehrlich muss man sein – laufen diese Daten in vielen verschiedenen IT- und Prozessleittechniksystemen, die teilweise auch jenseits von IT-Lebenszyklen das Adjektiv „alt“ verdienen und deren übergreifende Verbindung noch lange nicht abgeschlossen ist. Im praktischen Leben müssen wir uns also immer wieder die Frage stellen, was wir mit den vielen Daten, die wir haben, machen wollen, machen können und machen dürfen.

Der PV-Benchmark-Bericht

Eine Antwort haben wir diese Woche gefunden und ein kleines, aber wie ich finde, feines Projekt zu einem erfolgreichen Ende gebracht: einen PV-Benchmark. Die Erzeugungsmenge jeder PV-Anlage schwankt natur-, d. h. wettergemäß, von Jahr zu Jahr. Der individuelle PV-Anlagenbesitzer hat somit kaum eine Chance für sich einzuschätzen, ob die jeweilig erzeugte Strommenge jetzt „gut“ oder „schlecht“ war. Waren es zum Beispiel 10 % weniger als im Vorjahr, weil auch die Sonne etwas weniger schien? Oder hat er ein Problem mit seiner Anlage, eine Verschattung oder einen Teildefekt im Wechselrichter, so dass sich die Ausbringungsmenge reduziert? Wir bei der Netze BW können diese Frage (teilweise) beantworten. Denn wir kennen ja nicht nur die Erzeugungsdaten der einzelnen PV-Anlage, wir sehen alle PV-Anlagen in unserem Netzgebiet. Das heißt wir können in der Tat nachvollziehen, ob auch die PV-Anlagen im Umkreis 10 % weniger als im Vorjahr produziert haben. Falls ja, war es sehr wahrscheinlich das Wetter. Haben diese PV-Anlagen aber tatsächlich 5 % mehr als im Vorjahr produziert, ist ein Problem mit der betrachteten Anlage wahrscheinlich. Wir können natürlich nicht sagen, welches Problem, aber wir können einen Hinweis geben, dass der Anlagenbesitzer einmal die Situation bei ihm überprüfen sollte. Und diesen Hinweis geben wir jetzt.

Jeder Besitzer einer PV-Anlage im Netzgebiet der Netze BW bekommt diesen Bericht kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir können den Vergleich dabei nur für PV-Anlagen durchführen, die für den Überschuss einen eigenen Zähler installiert haben oder bei denen die erzeugte Strommenge vollständig durch die EEG-Abrechnung erfasst wird. PV-Anlagen, bei denen ein Teil der Erzeugung ungemessen in den Eigenverbrauch geht, können wir nicht im Benchmark berücksichtigen, da es hier neben „Wetter“ noch eine zweite Unsicherheit gibt (nämlich den Eigenverbrauch), der die Erzeugung beeinflusst. Aus unseren Daten heraus können wir diese Effekte nicht trennen. Insgesamt sind somit die Erzeugungsdaten von fast 90.000 Anlagen in diesem Vergleich einbezogen. Für den Vergleich der einzelnen Anlage werden nur die örtlich relevanten Daten berücksichtigt.

Die Ergebnisse hochgerechnet auf Deutschland

Wir haben uns die Daten gesamthaft angeschaut. Das Ergebnis hat mich überrascht. Denn nach unseren Analysen hätte die Gesamtausbringungsmenge in 2019 um über 40 GWh höher liegen können, wenn alle knapp 90.000 Anlagen relativ gleich zum Vorjahr erzeugt hätten. Das klingt nicht viel, aber wenn man es auf Deutschland hochrechnet (und bei 90.000 Anlagen kann man das mit gutem Gefühl machen), dann sind es grob 1,5 TWh, die da verloren gingen. Das ist die Jahreserzeugung eines mittleren Kohlekraftwerksblocks. Die „Kohle“, die so verbrannt wird, trifft allerdings nur einige PV-Anlagenbesitzer…  Die Durchschnittsbetrachtung verbirgt, dass es für den einzelnen PV-Anlagenbesitzer unter Umständen eine wirtschaftlich sehr relevante Information sein kann, seine Anlage zu überprüfen.

Ich bin gespannt, was wir mit unserem Bericht erleben werden, insbesondere auf das Feedback der PV-Anlagenbesitzer. Ich bin mir völlig darüber im Klaren, dass in vielen Fällen wir dem Besitzer etwas erzählen, was er schon wusste, oder dass am Ende auch wirklich kein Problem vorliegt (oder man keines finden kann). Aber die umgekehrte Annahme, dass eine PV-Anlage ihr gesamtes Anlagenleben ohne technische Probleme oder (Teil-)Ausfälle durchläuft, erscheint mir aus meiner ganz einfachen Lebenserfahrung auch nicht plausibel - und wir können da Hinweise geben, wenn diese Lebenserfahrung einen PV-Anlagenbesitzer trifft.

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