Von Schiffen und Netzen: Gas geben beim Transport von Energie

04.12.2019 | Auch hier zu finden im Web

Energiewirtschaft

Foto: VNG AG

Mit der Debatte rund um den notwendigen Netzausbau im Zuge der Energiewende ist uns klar geworden, dass es nicht egal ist, wo Energie erzeugt wird. Sie muss dahin kommen, wo sie gebraucht wird. Und wir schalten Kernkraftwerke im Süden ab und bauen Winderzeugung im Norden zu. Das ist nicht nur ein Thema der Versorgungssicherheit – konventionelle Erzeugung ist nicht dargebotsabhängig wie Wind - sondern auch ein Thema der lokalen Verteilung: Der Strom aus dem Norden muss auch in den Süden transportiert werden, und dafür muss eine ausreichende Infrastruktur vorhanden sein.

Aber was kostet eigentlich der Transport von Energie? Nehmen wir an, wir möchten Energie vom Großraum Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen (kurz ARA) nach Baden-Württemberg bringen und uns ginge es wirklich nur um die Energie, d. h. wir wären indifferent, ob es sich um Strom, Kohle, Öl, Holzpellets oder Gas handelt. Was kostet das für die verschiedenen Typen? Und – da die Nachhaltigkeit unseres Handelns immer mehr in den Fokus rückt –: Wie viel Energie braucht der Transport von Energie, und welche CO2-Effekte ergeben sich? Schließlich: Wie lange dauert es, bis die Energie in Baden-Württemberg ist? Die folgende Tabelle versucht eine Abschätzung:

Angesetzt sind 620 km Strecke in Bezug auf den LKW mit betriebswirtschaftlichen Kosten von 60 €/t (Schiff: 7,50 €/t) und einem Energieverbrauch von 1 MJ/t*km (Schiff: 0,2 MJ/t*km); bei Gas ist eine Verlustrate von 0,0058 % und eine Eigenbedarfsrate von 0,01 kWh/MWh*km unterstellt, für Strom ist eine Verlustrate von 1,5 % angenommen. Die Infrastruktur wurde in allen Fällen (Straßen, Schleusen, Stromnetz, Gasnetz, …) als „sowieso vorhanden“ angenommen und insofern in den Kosten nicht berücksichtigt.

Man kann die Annahmen gerne diskutieren, insbesondere die nicht berücksichtigten Infrastrukturkosten für dedizierte, nicht anderweitig nutzbare Infrastrukturen, wie das Strom- und Gasnetz. Aber auch schon ohne Infrastrukturkosten ist Strom nicht die günstigste Energietransportweise: Die älteste Transportart – das Binnenschiff – schlägt immer noch alles. Ein normales Binnenschiff transportiert bis zu 3.000 t Kohle. Das ist eine Energie von über 24 GWh und entspricht in etwa dem Jahresstromverbrauch von 8.000 Haushalten.

Aber im gleichen Moment wird auch der eigentliche Vorteil des Transports von Energie über eine dedizierte Infrastruktur wie Strom oder Gas offensichtlich: die Skalierbarkeit – große Mengen an Energie sind über Netze nicht unbedingt billiger, aber vor allem auch schneller und einfacher zu transportieren. Und wir reden über große Mengen, wenn wir an den deutschen Gesamtenergieverbrauch denken. Dann bekommt auch die Gasnetzinfrastruktur noch einmal eine ganze andere Bedeutung, insbesondere wenn man ihre gute Positionierung in Bezug auf den Klimaschutz und die viel bessere Speichermöglichkeit von Gas betrachtet. Sektorkopplung braucht einen ganzheitlichen Betrachtungsansatz und mit Sicherheit eine gute und starke Netzinfrastruktur! – Sie lesen hier die Einlassung auf dem LinkedIn-Account eines im Energienetz Beschäftigten – welches andere Fazit haben Sie erwartet ;-)?

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